„Hört Ihr der Raben krächzenden Schrei…“ – so beginnen die Leitverse der Künstlervereinigung „Die sieben Raben“, die dem Pullacher Rabenwirt seinen Namen gegeben hat unter dem Wirt Joseph Heppner, der auch Steinmetz und bildender Künstler war.
Er führte sein Wirtshaus lange (von 1889 bis 1915) und beauftragte den berühmten Jugendstil-Architekten Professor Franz Rank mit der Gestaltung der Terrasse, die heute noch so erhalten ist, wie sie in den Jahren 1906/07 gebaut worden ist. Wisst ihr, warum Heppner und Rank diese Terrasse soweit über das Ufer ragen ließen? – Damit die Wirtschaft dahinter, der damalige Bürgerbräu, keinen Blick mehr auf´s Gebirge hatte.
Hier sieht man, wie weit sich das Gebäude über den Isarhang lehnt, um dem Bürgerbräu dahinter die Sicht zu nehmen, ca. 1920.Der Rabenwirt vom Kirchplatz aus, das Gebäude von v. Rank ist fertig (links), ca. 1907.Josef Heppner und Anna Iberl, Wirtsleute, ca. 1910Der Rabenwirt vom Kirchplatz aus, das Gebäude von v. Rank ist fertig (links), ca. 1907.
Der Monopteros 1929. Die Grundplatte des früheren Aussichtspunkts ist erhalten.
„Steinmetz des Königs“ (Ludwig I) wurde Franz Höllriegel genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam er ins Isartal, um Nagelfluh abzubauen; der König soll ihm als Dank für seine Arbeiten den Steinbruch nahe Buchenhain geschenkt haben. Höllriegel baute einen florierenden Betrieb zur Gewinnung von Nagelfluh auf – mit zeitweise mehr als 200 Arbeitern, vor allem aus Italien.
Er realisierte noch einen anderen Plan. Ergänzend zu seinem Wohn- und Wirtschaftsgebäude (heute Brückenwirt) entstand bis 1858 am Ufer der Isar ein kleiner Landschaftspark mit einer kleinen Kapelle, einer Mariensäule, einem Andachtskreuz mit Betbank, einer „Bierhütte“ zur Rast zwischen Brückenwirt und Steinbruch und einem Monopteros mit schöner Aussicht ins Isartal. Teile von all dem sind erhalten. Von den früheren Wiesenflächen mit einzelnen bizarren Nagelfluhfelsen ist noch eine einzige Blumenwiese übrig, die den früheren Gesamteindruck des Park erahnen lässt.
Die Pullacher Agenda 21 hat sich für Informationsschilder engagiert, so dass sich nun die erhaltenen Spuren der Monumente und der Parkanlage allen Interessierten erschließen.
Mit freundlicher Genehmigung des Pullacher Geschichtsforums e.V. Das Geschichtsforum ist ein Treffpunkt für Interessierte an der Geschichte Pullachs und seiner Umgebung und lädt herzlich zu seinen öffentlichen Veranstaltungen ein. Termine und Kontakt: pullacher-geschichtsforum.de
Hoch über dem Isartal am Steilufer steht das älteste Baudenkmal Pullachs – eines der wenigen aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert: die alte Heilig-Geist-Kirche. Charakteristisch der Turm – auf die gotische Spitze wurde im Barock eine kleine Zwiebel aufgesetzt, eine seltene Konstruktion.
Erbaut wurde die Kirche Ende des 15. Jahrhunderts. Wie ist das kleine Bauerndorf zu diesem schönen spätgotischen Kleinod gekommen? Wer hat sie erbaut? Im Gewölbe finden sich Schlusssteine mit den Wappen von Bayern und München sowie von der Münchner Patrizierfamilie Pötschner. In manchen Beschreibungen wird dies als Hinweis auf Stifter und Erbauer verstanden, ebenso wie aufgrund der Bauformen Bezüge zur Bauhütte der Münchner Frauenkirche hergestellt werden. Der Hauptaltar, das eindrucksvolle geschnitzte „Pfingstwunder“, kommt aus dem Umkreis von Erasmus Grasser (1480); die beiden Altarflügel, die an der südlichen Seitenwand hängen, stammen aus der Werkstatt des Münchner Malers Jan Pollack (1489) . Die schöne und reiche Ausstattung der Kirche wurde in ihrer heutigen Form etwa in der Zeit von 1880-90 zusammengestellt. Die Kirche war vorher offenbar lange Zeit barock umgestaltet und nun sollte – entsprechend dem Geist der Zeit – der ursprüngliche Zustand der Spätgotik wieder hergestellt werden. Engagiert hat sich Pfarrer Festing (von 1884 bis 1891 in Pullach), angeblich wurde er dabei von Gabriel von Seidl (Architekt, 1902 Gründer des Isartalvereins) unterstützt. Die Geschichte der Kirche müsste kunsthistorisch aufgearbeitet werden.
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Mit dieser 1854 im Zuge der Maximiliansbahn Ulm München – Rosenheim – Salzburg / Kufstein eröffneten Station erhielt die damals noch kleine Gemeinde Pullach schon früh einen Bahnanschluss und damit Zugang zu dem im Aufbau befindlichen überregionalen Eisenbahnnetz.
Der Bahnhof früher und heute.
Großhesselohe und Pullach wurde wegen der schönen Landschaft des Isartals und den hier vorhandenen Ausflugsgaststätten ab den 1880-er Jahren eines der beliebtesten Ausflugsziele der Münchner Bevölkerung. Der Bahnhof wurde 1890 sogar vergrößert. Im Mai 1981 war Schluss: Mit der Eröffnung der S-Bahn S7 wurde der Staatsbahnhof für den Reiseverkehr geschlossen. Bald standen das Behnhofsgebäude und die angrenzenden historischen Eisenbahner-Wohnhäuser unter Denkmalschutz, aber nicht alles konnte gerettet werden. 1989 erwarb ein Bauunternehmer die gesamte Bahnfläche. Der Investor möchte auf dem Gelände große Gewerbebauten und Wohnhäuser errichten, doch diese Planungen entsprechen nicht den Vorstellungen der Gemeinde Pullach und so ist die Perspektive der historischen Anlage offen. Da das Gelände und die Gebäude nicht vom Eigentümer gepflegt werden, verwahrlosen sie immer mehr.
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Die Nachverdichtung brennt vielen unter den Nägeln. Nachdem beim Fragebogen zu Solln das Thema sehr häufig genannt wurde, habe ich mich mit dem Sollner Architekten, Herrn Schmid von SchmidArchitekten SAR getroffen, um mehr über das Thema Bauen zu erfahren.
Mit zunehmender Nachverdichtung verliert Solln seinen dörflichen Charakter. Und nach den gesetzlichen Maßgaben ist kein Ende abzusehen.
Hier ein paar Fakten zum Thema:
Die Grundlagen für die Bebauung sind unter der Maßgabe der Baufreiheit gesetzlich geregelt.
Grundsätzlich gilt die sogenannte Baufreiheit, das heißt das Recht, die Grundstücke frei zu nutzen, die sich aus der Eigentumsgarantie des Artikels 14 Grundgesetz ergibt. (Quelle: Landeshauptstadt München)
Die Bayerische Bauverordnung regelt alles rund um das Thema Bauen
Grundsätzlich gibt es für die Bebauung in München zwei Faustregeln:
– Die Immobilie/das Gebäude benötigt einen Abstand von 5 Metern zur Straße – das Gebäude muß sich in die „nähere Umgebung“ einfügen (Einfügungsgebot, § 34 Baugesetzbuch)
Auf den Begriff „nähere Umgebung“ geht das Gesetz nicht näher ein; die “Einfügung” wird zumindest auf vier Parameter eingegrenzt, nämlich die Art der Nutzung (Wohnen, Gewerbe usw.), das Maß der Nutzung (Kubatur, Bauhöhen), die Bauweise (offen oder geschlossen) und die überbaute Fläche.(Quelle: Wikipedia)
Die Rolle des Bezirksausschusses:
Die Bezirksausschüsse (BA) werden in die Entscheidung der Lokalbaukommission eingebunden. Bei Bauvorhaben hat der BA ein Anhörungsrecht und kann eine Stellungnahme abgeben. Die Verwaltung ist nicht verpflichtet, der Stellungnahme zu folgen.
Was bedeutet das für Solln?
Bei Quadratmeter-Preisen bei Grundstücken, die bei 3.000 Euro starten, wird jeder ökonomische Mensch versuchen, das Maximum an möglichem Bauvolumen herauszuholen. Oft sind es auch Erbengemeinschaften, bei denen sich einer kaum leisten kann, die anderen auszuzahlen und sich auch sonst keine Einigung erzielen lässt. Diese Grundstücke werden häufig verkauft. Die besten Preise können Bauträger bieten, da der finanzielle Spielraum höher ist, als bei Privatpersonen. Hier spielt in der Umsetzung häufig nur das Baurecht eine Rolle und weniger die Baukultur.
Von wegen dicht… Solln und Umgebung von damals (Quelle: München und seine Bauten, herausgegeben vom Bayerischen Architekten- und Ingenieur Verein, München 1912)
In Pullach gibt es hingegen sehr strenge Bebauungspläne, daher hat Pullach kaum Nachverdichtung. Hier wird der Gartenstadtcharakter erhalten.
In Solln werden die alten Häuser abgerissen, damit die Leute nach Solln ziehen können, die genau deswegen dafür herkommen. – Alfred Julius Schmid, SchmidArchitekten SAR
Welche Möglichkeiten gibt es, Einfluß zu nehmen?
– Die Bauvorhaben werden alle im Bezirksausschuss vorgestellt. Die Bürger*innen haben dort die Möglichkeit, ihre Einwände vorzubringen – Einberufung zur Einwohnerversammlung/Unterschriftenlisten