Ein grosser Moment für Anna-Sofiia Derevyanko aus München-Solln: Die Zehnjährige hat ihr Vorbild Victoriia Onoprienko (19) im Rahmen eines «Happy Day» in Desio bei Mailand getroffen.
Seit über einem Jahr dauert der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Mehr als zehn Millionen Menschen verloren seitdem ihr Zuhause. Wieviele Todesopfer die Invasion gekostet hat, ist unklar. Ein Todesopfer ist die talentierte zehnjährige Rhythmische Sportgymnastin Kateryna Diachenko aus Mariupol. Ihre Trainerin Anastasia Meschanenkova schrieb in einem herzzerreissenden Post: «Katya sollte der Welt ein Lächeln schenken und starb stattdessen begraben unter Trümmern!»
Was hat das mit München-Solln zu tun? Besonders zu schaffen, machte der Tod Diachenkos einem zehnjährigen Mädchen, das mit seiner Familie nach München-Solln geflüchtet ist: Anna-Sofiia war Kateryna Diachenkos beste Freundin und Trainingskameradin in Mariupol. Zum tragischen Verlust quälte Anna-Sofiia die ständige Angst um ihren älteren Bruder, der erst am 3. November 2022 verletzt aus russischer Gefangenschaft nach Hause kam.
Anna-Sofiias träumte bereits seit langem ihr Vorbild Victoriia Onoprienko zu treffen. Die Ukrainerin ist ein Superstar in der Rhythmischen Sportgymnastik und nahm bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo (Japan) teil.
Speziell für Anna-Sofiia organisierte SwissRhythmicGymnastics in Zusammenarbeit mit den Lions Stockhorn und dem Schlüssel Bern einen «Happy Day» in Desio bei Mailand. Anna-Sofiia durfte mit ihrer Mutter Olena in die Lombardei fahren, eine Stadtbesichtigung in Mailand machen und anlässlich des Serie A Wettkampfs als besondere Überraschung Onoprienko kennenlernen.
Ihre Nervosität merkte man der jungen Sportgymnastin bei dem Gespräch auch an. Sie war sichtlich stolz, sprachlos und strahlte übers ganze Gesicht, als Onoprienko mit ihr sprach, die selbst enge Familienangehörige im Krieg verloren hat.
Natürlich hofft Anna-Sofiia, eines Tages selbst einmal auf der internationalen Bühne der Rhythmischen Sportgymnastik zu stehen. Bis es soweit ist, trainiert sie weiter fleissig bis zu 20 Stunden wöchentlich in der RSG Abteilung vom TSV 1860 München.
Cheftrainerin Bernardine Madl: «Anna-Sofiia war anfangs etwas schüchtern, hat sich jedoch schnell eingelebt und ist regelrecht aufgeblüht. Sie ist eine lebensfrohe, äusserst herzliche, humorvolle Gymnastin mit einer positiven Ausstrahlung.»
“Dieses Wochenende in Mailand mit dem persönlichen Treffen von Vika (Anm d. Red. Victoriia Onoprienko) und den anderen Superstars werde ich nie mehr vergessen. Ich verspüre nur Freude und werde eine Zeit brauchen, um all diese unvergesslichen Eindrücke zu verarbeiten», meinte Anna-Sofiia.
Anna-Sofiia hat in kurzer Zeit Deutsch gelernt und ist eine gute Schülerin. Sie hat sich sehr gut integriert und ist bei ihren Mitschülerinnen sehr beliebt. Neben der Schule und dem Training bleibt ihr kaum Freizeit. Trotzdem ist sie gerne in der Natur oder spaziert durch die ruhigen Strassen, zwischen kleinen und gemütlichen Häuser. Beim Anblick der Sollner Kirche hat Anna-Sofiia oft gebetet, dass bald Frieden in der Ukraine einkehrt.
«Es gibt hier in Solln so wunderbare Menschen, die uns geholfen haben. Wir werden ihnen dafür immer dankbar sein», sagte Mutter Olena Derevyanko.
Fotos: zvg